Darmstadt 2001. Früher bildete der Umgang mit Sterben und Trauer einen festen Bestandteil unseres Verhaltenskodex. Unzureichende ärztliche Versorgung, mangelnde Ernährung, harte Arbeit und häufige Epidemien führten zu einer kürzeren Lebenserwartung und gaben dem Tod eine ständige Präsenz. So erhielten in Franken Jugendliche bereits zur Konfirmation das Leichenhemd und in bestimmten Gegenden Chinas Personen zum 55. Geburtstag von ihren Kindern einen Sarg. Wir verdrängen den Tod aus der Öffentlichkeit und tabuisieren ihn, sterben meist in Krankenhäusern, Alten- und Pflegeheimen, wo fremdes Dienstleistungspersonal sich um den Sterbenden kümmert, so dass die meisten Menschen den Umgang mit dem Tod verlernt haben. Diese Publikation zeigt Objekte aus der priesterlichen Sterbebegleitung wie Versehgarnitur und Sterbekreuze von Katholiken, von der Herrichtung der Leiche, Totenwaschschüsseln als Grabbeigaben, Totenhemden, über Leichenfotos, Stiche von Aufbahrung und Beisetzung, kunstvolle Gebilde aus den Haaren Verstorbener. Zu diesen Gegenständen des persönlichen Erinnerns Gedenkens gehört ferner eine Kollektion Totenmasken berühmter Persönlichkeiten wie die Martin Luthers und Napoleons I. Darüber hinaus gibt es Beiträge zur »Schwarzen Szene« der Gruftis und Gothics, Aufsätze zur Sterbekultur der deutschen Muslime, zur Veränderung der Trauerzeiten auf dem Lande und den Wandel der hessischen Trauertrachten. Ebenso wird das Aufkommen neuer Rituale in der Moderne, bedingt durch Mobilität, den Rückgang des christlichen Glaubens und Emanzipation von bürgerlichen Verhaltensmustern nach Vorbildern des Adels wie die Wald- und Weltraumbestattung sowie die Kryonik angesprochen.