Hinter Zahlen verbergen sich nicht nur Summen, sondern mitunter auch Geschichte. In diesem Fall sogar weltbekannte Architekturgeschichte. Fünf Jahre war die berühmte Neue Nationalgalerie Ludwig Mies van der Rohes wegen Renovierungsarbeiten für das Publikum geschlossen. Der Fotograf Michael Wesely konnte dennoch »vier Gäste« in dem ikonischen Bau unterbringen: Vier Kameras, jede in eine Himmelsrichtung ausgerichtet, wurden an der Decke installiert. Jeden Tag nahmen sie zwischen 600 und 1100 Aufnahmen mit einer Belichtungsdauer von 2 Minuten auf. Zu berückenden Montagen komponiert, lassen sie die Metamorphosen der Sanierung in einer faszinierenden Zusammenschau erleben. Die Langzeitbelichtung ist dabei ein ästhetischer Coup. Das ephemere Treiben schneller Bewegungen kontrastiert mit dem statisch-zeitlosen der Architektur, um ein ausgeklügeltes Spiel zwischen Identität und Veränderung zu inszenieren. Der Fotograf ist ein gefeierter Meister der Langzeitbelichtung. Sein präziser, dem jeweiligen Gegenstand entsprechender Einsatz dieser fotografischen Technik machte ihn weltbekannt. Seine einzigartige Ästhetik ist in zahlreichen internationalen Ausstellungen und Sammlungen vertreten. Er lebt und arbeitet in Berlin. (Text dt., engl.)