Der polarisierende Schriftsteller Ernst Jünger (1895-1998) wurde oft porträtiert und echte Jüngerianer kennen seine Beziehungsgeflechte und sein Verhältnis zur bildenden Kunst. Mit Horst Janssen (1929-1995) verband ihn nicht nur Freundschaft, so heißt es, sondern eine Art Seelenverwandtschaft. In den höchsten Tönen lobte er den Bruder im Geiste: »Janssen galt mir als Beispiel dafür, dass Genie auch in dürftiger Zeit wie ein Meteor aufleuchten kann. Er setzt keine Tradition fort und bringt keine hervor. Unmittelbar entspringt er dem Reichtum der Welt und verglüht.« Zu Jüngers 95. Geburtstag fertigte der, für seine Zeichnungen und Grafiken so berühmte Janssen, ein Porträt für seinen Freund an. An der Widmung, mit der der Künstler die Lithografie versah, lässt sich erahnen, dass die enge Verbundenheit auf Gegenseitigkeit beruhte: »dem abenteuerlichen Herzen gewissermaßen in Dankbarkeit zum 29.3.1990« ist dort zu lesen. Darunter außerdem die Datierung (18.1.90). Der hochwertige Kunstdruck, der von Janssen und Jünger signiert wurde, zeigt den gealterten Autor von einer sanften, zerbrechlichen Seite, jedoch mit offenem und wissendem Blick.