Warum in die Ferne reisen, wenn sich in der nächsten Nähe eine ganze Welt auftut? In den 59 Briefen seines Romans »Reise um meinen Garten« nimmt uns Alphonse Karr mit auf eine Reise, die nicht weiter führt als in den eigenen Garten. »Alles reist«: der Käfer auf dem Blatt, die Gallwespe, der Zugvogel, der Himmel und die Farben, ja sogar das Klima und die Jahreszeiten. Karr richtet seine Briefe an einen Freund, der sich mit dem Automobil auf große Fahrt begibt. Er selbst bleibt in seinem Garten und beweist dem Freund die Ebenbürtigkeit seiner Erkundungen und Entdeckungen in der nahen Natur. Es braucht nur offene Augen: für das Spektakel der Spinnen oder Bienen, Laubfrösche oder Marienkäfer, für das Gewese der Rosen mit ihren Blattläusen, von Nussbaum, Pfeilkraut, Veilchen oder Lilie. Das alles ist bei Alphonse Karr, dem romantischen Autor und scharfzüngigen Journalisten, verflochten mit moralischen und politischen Betrachtungen. Und mitunter gibt sich ein franziskanischer Enthusiast zu erkennen: »Mein Gott! Wie bin ich reich!«