Die Welt kennt Richard Avedon (1923-2004) als hochkarätigen Modefotografen. Doch verstand er sich immer auch als freier, aufgeklärter Künstler, der sich mit großer Hingabe der Porträtfotografie verpflichtete. Abseits der Modewelt schuf Avedon ein Oeuvre von epochalem Rang, das einfühlsam und entlarvend zweierlei festhält: die Elite Amerikas und ihr Gegenteil. Zwischen 1969 und 1971 schuf Avedon vier monumentale, vielfigurige Wandbilder mit Porträts von Aktivisten der Friedens- und Bürgerrechtsbewegung, Allen Ginsbergs Familie, Andy Warhols Factory und Funktionären des Vietnamkriegs. Exemplarisch stehen sie für die zentralen Themen in Avedons Porträtwerk. Seine Empathie, sein Blick für das Unverwechselbare sowie sein politisches und soziales Engagement kennzeichnen Avedons Bildnisse von Künstlern, Bürgerrechtlern, Farmern und Arbeitern, aber auch erschütternde Aufnahmen aus der Psychiatrie spiegeln hier ungeschminkt das Spektrum menschlichen Seins.