Ein Fotograf im üblichen Sinne war Man Ray nicht und das hatte er auch gar nicht sein wollen. Das Multitalent, das mit Francis Picabia und Marcel Duchamp das kreative Triumvirat der New Yorker Dada-Gruppe bildete, zeigte sich in der Fotografie ebenso experimentierfreudig wie in allen anderen künstlerischen Disziplinen, in denen er arbeitete. Er entwickelte die Solarisation, arbeitete mit Negativdruck, Verzerrung und Granulation und schuf seine »Rayogramme«, indem er Gegenstände auf Fotopapier legte und aus verschiedenen Winkeln mehrmals belichtete. Man Ray war ein Erfinder, ein Magier des Lichts und ein großer Womanizer: Es sind nicht die sachlich-nüchternen Porträts seiner Freunde und Zeitgenossen aus der Dada- und Surrealistenszene oder seine Modefotografie, die wir auf Anhieb als Arbeit Man Rays identifizieren, sondern seine Frauenakte und -porträts, die er mit surrealen Bildideen oder mit der Technik der Solarisation in geheimnisvoll gleißende, schimmernde Traumbilder verwandelte. Man Rays facettenreiches Werk trug maßgeblich zur Anerkennung der Fotografie im künstlerischen Kontext bei. Text deutsch/engl./franz.