Den Ehrentitel »König der Indiskreten« verlieh ihm der französische Außenminister Aristide Briand während der Zweiten Haager Konferenz 1930, als es Erich Salomon (1886-1944) wieder einmal gelungen war, mit seiner Kamera in die innersten Zirkel der hohen Politik vorzudringen. Seine Bilder zeigten die politische und gesellschaftliche Prominenz der Weimarer Republik nah, direkt und ohne offizielle Pose. Salomon, promovierter Jurist und ein Spätberufener in der Fotografie, bewegte sich souverän auf dem diplomatischen Parkett Europas. Seine Kultiviertheit, sein Humor und seine Eloquenz öffneten ihm Türen, die für die Presse damals genauso off limits waren wie Gerichtssäle bei Sensationsprozessen, in denen er teils heimlich, mit versteckter Kamera, arbeitete. So wurde er zum Begründer der Life-Fotografie und zum berühmtesten Chronisten der Ereignise am Vorabend der deutschen Katastrophe, der er nicht überleben sollte. Das Jahr 1933 bedeutete das Ende seiner Karriere; er starb 1944 in Auschwitz. Texte von Bernd Weise, Ulrich Domröse u.a.