Für diese fotografische Reportage hat der MAGNUM-Fotograf Carl de Keyzer (Jg. 1958) in den letzten Jahren zahlreiche Male die Demokratische Republik Kongo bereist, jenes zentralafrikanische Land, das als Synonym für rücksichtsloseste Ausbeutung von Mensch und Natur durch den Kolonialismus gilt. Zunächst vom belgischen König Leopold als »Privatbesitz« vereinnahmt, später als »normale« Kolonie von Belgien übernommen, erlebte das Land jahrzehntelang grausame Exzesse wirtschaftlicher Gewinnsucht. Erst 1959 zog sich die belgische Kolonialmacht aus dem Land zurück. Carl de Keyzer hat sich auf eine Spurensuche durch gefährliches Terrain begeben. Mit Hilfe eines alten Reiseführers von 1959 spürte de Keyzer Relikte einer Organisationsstruktur auf, die der belgischen Kolonialmacht einst dazu diente, Land und Leute effektiv auszubeuten und riesige Bodenschatzmengen nach Europa zu verschiffen. Und tatsächlich finden sich in den großformatigen Farbbildern auch 50 Jahre später noch originale Kolonialvillen, Verwaltungsgebäude, Missionsposten und Schulen, Fabriken und Gefängnisse. Die Restbestände einer Infrastruktur, die auch dazu diente, den Machtstatus der kolonialen Herrschaft nach außen eindrucksvoll zu manifestieren, sind heute völlig neuen Bestimmungen zugeführt. So entstehen seltsame Beziehungen zwischen Architektur und Mensch, die Carl de Keyzer mit der ihm typischen fotografischen Handschrift zu vielschichtigen, feinhumorigen und häufig surreal anmutenden Szenen verdichtet. (Text engl., frz., nl.)