Es gibt ein faszinierendes Phänomen in der Geschichte der Fotografie, das immer wieder mal unvermutet auftritt: ein Zuwachs an Bedeutung, entgegen allen Absichten des Fotografen, und bewirkt durch nichts als Liegenlassen. Die Fotos des Texaners Bill Wood sind ein wunderbares Beispiel dafür. Vom Ende der dreißiger bis Ende der sechziger Jahre betrieb der Selfmademan Wood einen ziemlich durchschnittlichen Fotoladen in der tiefsten US-amerikanischen Provinz. Er lichtete ab, was immer seine Kunden abgelichtet haben wollten: Haustiere und Schönheitswettbewerbe, Verkaufsräume und Pillendosen, geschminkte Leichen und Neubausiedlungen. Seine Bilder sind hell, straight, scharf und ohne jeden Hintergedanken. Woods einzige Ambition war, seinen Job ordentlich zu erledigen - mit Kunst, Ästhetik oder tieferer Sinngebung hatte seine Arbeit nichts am Hut. Mit dem richtigen Gespür ausgehoben und einem größeren Publikum zugeführt hat den Schatz übrigens die Schauspielerin Diane Keaton. Ausgezeichnet mit dem Deutschen Fotobuchpreis 2009 ! (Text englisch, Steidl)
