Bei der Uraufführung im Jahr 1976 wurde »Satansbraten«, Rainer Werner Fassbinders Groteske über die finanziellen wie die sexuellen Nöte eines Dichters, vor allem als Provokation wahrgenommen. Man gab sich schockiert von der wüsten, kolportagehaften Geschichte und ihrer nicht minder radikalen Umsetzung und sah in beidem nichts als eine egomanische Übertretung jeglicher Grenzen des (guten) Geschmacks. Auch heute, mehr als ein Vierteljahrhundert später, hat Fassbinders schonungslose Demontage des bundesrepublikanischen Kunst- und Kulturbetriebs der 70er-Jahre nichts von ihrer Intensität verloren. Nur ermöglicht die zeitliche Distanz einen anderen Blick, in dem die spontane Entrüstung einem tieferen Verständnis weicht. Fassbinder mag damals von sich und seiner eigenen Situation in Deutschland besessen gewesen sein, aber er ist sich dieser Besessenheit durchaus bewusst und hat ihr seinen vielleicht komödiantischsten Film abgerungen. Die neue, für diese DVD erstellte Abtastung des Films gleicht einer Offenbarung. Die leuchtenden Farben und die atemberaubende Schärfe der Bilder lenken den Blick des Zuschauers hier verstärkt auf Fassbinders Ästhetik, deren subtile Schönheit in einem faszinierenden Kontrast zu der äußerst drastischen Geschichte steht, die Satansbraten erzählt. Durch den erstklassigen Transfer nimmt man den unglaublich wütenden und verzweifelten Film noch einmal ganz anders wahr. Es offenbaren sich bezaubernde Nuancen und eine poetische Grundstimmung, die einen dieses Zeitdokument als zeitloses Kunstwerk wahrnehmen lassen. Die Bonus-DVD wartet mit zwei echten Fundstücken auf. Zum einen findet sich auf ihr Fassbinders erster erhaltener Kurzfilm »Der Stadtstreicher«, zum anderen kann man hier mit Juliane Lorenz« selten gezeigter Dokumentation »Life, Love & Celluloid. A Journey and a Film Retrospective« eine wahre Entdeckung machen. Der 1966 entstandene Kurzfilm ist Fassbinders Hommage an Eric Rohmer und damit vielleicht der französischste seiner Filme.