Während des 16. Jahrhunderts explodierte förmlich das Wissen in Europa - die neu allenthalben aufziehende Ratio des aufgeklärten Renaissance-Menschen verabschiedete das Mittelalter in Künsten und Wissenschaften nun endgültig. In diese Zeit fällt der in der British Library verwahrte »Atlas der Queen Mary«, der im Jahr 1555 als Geschenk für Ihren Gemahl Philip II von Spanien in Auftrag gegeben worden. Dieser hegte großen Appetit auf Karten jeglicher Art und war ein ausgezeichneter Kenner der Materie. Sie beauftragten den angesehnsten Kartografen ihrer Zeit, den Portugiesen Diogo Homem, das Projekt umzusetzen. Entstanden ist eines der schönsten überlieferten Kartenwerke überhaupt, ein einmaliges historisches Dokument und ein bibliophiles Ausnahmestück. Ausgehend von der maritimen Weltmachtstellung Spaniens und Englands ist der Atlas ein beachtliches Werk der Kartenherstellung. Hier trifft sich die »Neue Welt« mit den Relikten einer fantastischen auf Unkenntnis beruhenden Auffassung: neben den akkurat verzeichneten Landdaten schwimmen Seeungeheuer in unbekannten Gewässern, herrschen legendäre afrikanische Könige. Doch die verzeichneten geografischen Realitäten und die Fortschritte in der Kartografie dieser Zeit machen den außerordentlichen Reiz des »Atlas der Queen Mary« aus. In scharlachrotes, italienisches Kalbsleder gebunden, kommt das Prachtstück gemeinsam mit einem separat gebundenen Kommentarband in einer archivbeständigen Schachtel. (Text englisch)