Die Handschrift in Wolfenbüttel ist ein Evangelistar: Die 109 Lesungen (Perikopen) stammen ausschließlich aus den vier Evangelien und sind in der Lesefolge des Kirchenjahres angeordnet. Ausgewählte Hochfeste wurden mit insgesamt neun ganzseitigen Miniaturen illustriert, die durch ausgesprochen reiche Goldauflage und strahlende Farben bestechen. Dazu kommen noch sechs ganzseitige Initialzierseiten, deren große, ornamental gestaltete Initialen bestimmte Lesungen hervorheben und einleiten. Die unglaublichen Farben der Zierelemente, darunter viel kaiserlicher Purpur und feinste Goldranken, bezeugen den hohen Anspruch der Handschrift ebenso wie der großzügige Textspiegel und die zahlreichen goldenen Textinitialen. Das Evangelistar in Wolfenbüttel entstand vor etwa 1000 Jahren im Skriptorium des Benediktinerklosters Reichenau. Im Zeitalter der Ottonen entstanden auf der Reichenau prachtvoll ausgestattete Handschriften für hochgestellte Auftraggeber und Empfänger wie Otto III., Heinrich II. oder den Trierer Erzbischof Egbert. Die erhaltenen Zeugnisse zählen zu den kostbarsten und eindrucksvollsten künstlerischen Äußerungen des frühen Mittelalters. Die Faksimile-Ausgabe des Reichenauer Perikopenbuchs erscheint in der Reihe Codices Selecti als Band CXIV und gibt die Handschrift vollständig im Originalformat von 28 x 18,5 cm mit originalem Lagenverlauf sowie getreuem Randbeschnitt und bis ins kleinste Detail farbgetreu wieder. Der umfangreiche Kommentarband wird von Thomas Labusiak erarbeitet und beleuchtet die Entstehung und Geschichte der Handschrift ebenso wie ihr historisches Umfeld und enthält eine detaillierte Beschreibung der Miniaturen und Initialzierseiten und der gesamten künstlerischen Ausstattung.