Katalog, Bielefeld 2005. »Liebe von Treue geleitet, feiert den schönsten Triumph« - Eine Liebesbotschaft dieser Art, angereichert mit etwas Moral in der Aufforderung zum tugendhaften Verhalten, mag uns heute pathetisch erscheinen. In der Zeit des Biedermeier jedoch war sie eine durchaus ernst gemeinte Geste persönlicher Verbundenheit. Seit der Aufklärung waren Liebeserklärungen, Treueschwüre und Freundschaftsbekenntnisse immer mehr in Mode gekommen und fanden ihre besondere Ausprägung schließlich auf individuell mit Spruch und Bild dekorierten Porzellantassen. Um 1800 bis 1850 feierten diese einen geradezu sensationellen Erfolg - alle großen Porzellan-Manufakturen hatten sie im Programm. Die Themen der sogenannten Widmungstassen gewähren tiefe Einblicke in komplexe Gefühlslandschaften. Die Tassen werden so regelrecht zu Denkmalen der Liebe und Freundschaft oder zu solchen mit politischem Anspruch. Als Zeitzeugnisse spiegeln sie Geisteshaltung und Lebensgefühl einer ganzen Epoche, die sich durch die Propagierung der neuen bürgerlichen Tugenden bewusst absetzt von der Maßlosigkeit des Adels. In ihrer Art einmalig, wird die rund 130 Tassenobjekte umfassende Privatsammlung Homann nun erstmals in der ARNOLDSCHEN veröffentlicht. Die unglaubliche Vielfalt an Formen und Dekoren, die große Bandbreite an Sprüchen, figürlichen Allegorien oder Bildern, die reiche Bebilderung und die Qualität der erläuternden Texte und der wissenschaftlichen Dokumentation machen das Buch zu einem unentbehrlichen Fundus für alle, die sich für Porzellan und die Kulturgeschichte des Biedermeier interessieren!
