Neapel war im 17. Jahrhundert die zweitgrößte Stadt Europas und ein umkämpfter mediterraner Hot Spot, in dem die spanischen Habsburger, der Klerus, die Aristokratie, in der Stadt ansässige Kaufleute und andere Berufsgruppen des aufkommenden Bürgertums um Macht, Einfluss und Ansehen rangen. Ihre konkurrierenden Bau- und Gönnerprogramme schufen einen boomenden Kunstmarkt und beflügelten Maler wie Jusepe de Ribera, Massimo Stanzione, Salvator Rosa und Luca Giordano sowie ausländische Künstler wie Caravaggio, Domenichino, Artemisia Gentileschi und Giovanni Lanfranco zu außergewöhnlichen Leistungen. Das Buch des Kunsthistorikers Christopher Marshall erzählt die Sozial-, Material- und Wirtschaftsgeschichte der italienischen Barockkunst des 17. Jahrhunderts und zeigt, wie Künstler, Agenten und Kunstbesitzer komplexe Beziehungen zueinander unterhielten und wie sich ein für die Künste enorm günstiges soziales Feld entwickelte. Der reich illustrierte Band bietet einen spannenden Entdeckungsrundgang durch das barocke Neapel und einen interessanten Einblick in die komplexen Zusammenhänge zwischen künstlerischer Praxis und Patronage sowie in die ökonomischen Erwägungen und den unternehmerischen Geist der Akteure dieser kulturell bedeutsamen Epoche. (Text engl.)