Franz Xaver (1506-1552) ist als Mitbegründer des Jesuitenordens, Missionar und Heiliger eine herausragende und prägende Gestalt der frühen Neuzeit. Sein 500. Geburtstag gibt Anlass, die erste vollständige deutsche Ausgabe seiner Briefe und Dokumente zu veröffentlichen. Während in Europa die innere Reform der Kirche auf der Tagesordnung stand und die konfessionelle Spaltung die Kräfte band, führte ihn seine Mission nach Asien. Im Zeitalter der Entdeckungen begegnete er dort anderen, ihm völlig fremden Kulturen und Religionen: In Südindien stieß er auf den Hinduismus, in der indonesischen Inselwelt auf den dortigen Islam und in Japan auf die Schulen des Buddhismus. Der interkulturelle und interreligiöse Lernprozess, den er in dem Jahrzehnt seines Wirkens erfuhr, spiegelt sich anschaulich in den Briefen, die er aus den fremden Ländern vor allem an Empfänger in Europa schrieb. Seine Korrespondenz ist eine bedeutende historische Quelle zur Wahrnehmung der fremden Kulturen und Religionen zu Beginn der Neuzeit. Sie zeigt die sprachlichen, mentalen und religiösen Schwierigkeiten der Begegnung, aber auch den Beginn dialogischer Wertschätzung, und lässt die Mühen um die Einwurzelung des Evangeliums in der jeweiligen Kultur, aber auch die Überzeugung von der eigenen Mission, die viele andere begeistert hat, erkennen. Aus den Briefen gehen auch ignatianische Spiritualität und Motivation aus dem Glauben hervor, die für die Jesuitenmissionen in aller Welt typisch werden sollten. Die Briefe Xavers sind heute in vielen Sprachen verbreitet und geben Zeugnis von den Anfängen der Weltkirche.