1924 zog Georgia O’Keeffe (1887-1986) mit ihrem Ehemann, dem Fotografen und Kunsthändler Alfred Stieglitz, erstmals in das Shelton Hotel in New York. Das Shelton war der erste Wohn-Wolkenkratzer Manhattans, und seine schwindelerregende Höhe inspirierte O’Keeffe zu einer beeindruckenden Serie von etwa fünfundzwanzig Gemälden und zahlreichen Zeichnungen, die sie innerhalb von fünf Jahren schuf. Sie nannte diese Bilder »my New Yorks«. Zwei Arten von Komposition kann man bei diesen Werken unterscheiden: weitläufige Beobachtungen, die auf die Stadt hinunterschauen, und demütige Ansichten, die auf die neu errichteten, städtischen Monolithen gerichtet sind. Bei der Erkundung der New Yorker Skyline widersetzte sich O’Keeffe dem Ansatz von Zeitgenossen wie Charles Sheeler und Paul Strand, die New York als eine stromlinienförmige, unpersönliche Reihe geometrischer Canyons feierten, und stellte es stattdessen als eine Verschmelzung von Organischem und Anorganischem, von Natürlichem und Konstruiertem dar. Nur auf diese Weise konnte sie New York (in ihren Worten) so darstellen, »wie es gefühlt wird«. Diese Publikation, die unser Verständnis dieser entscheidenden, aber unterschätzten Periode in O’Keeffes Karriere neu definiert, ordnet die New Yorker Gemälde in das Gesamtwerk der Künstlerin ein. (Text engl.) (Ausstellungsdauer: 25.10.2024 - 16.2.2025 High Museum Atlanta)