Für manch einen sind zeitgenössische und traditionelle Kunst einander fremde Entitäten, deren Gegensätze nicht überwunden werden können. Doch was bedeutet es, ein zeitgenössischer Künstler zu sein? Kann ein zeitgenössischer Künstler in traditionellen Techniken arbeiten? Der in China aufgewachsene, in Shanghai und San Francisco lebende Li Huayi (geb. 1948) tut genau das. Die in dem vorliegenden Band präsentierten 34 großformatigen Gemälde scheinen auf den ersten Blick traditionell zu sein, gemalt im Stile der Nördlichen Song-Dynastie (960-1126). Bei genauerer Betrachtung jedoch fallen technische Innovationen auf und ein persönlicher Ausdruck des Künstlers, der die Werke dann doch, bei allem traditionellen Habitus, zu zeitgenössischen Werken macht. Li Huayi sieht sich explizit nicht als Künstler, der traditionelle Kunst imitieren oder reproduzieren will, sondern als jemand, der die Tradition nutzt, um neue Werke zu schaffen, die in und zu unserer Zeit sprechen. (Text engl.)