Berlin war schon immer (so der Münchner Ludwig Thoma) »nah am Wahnsinn«, ihm am nächsten aber in der Stadtplanung - besonders in den Nachkriegsjahrzehnten. In Ost und West war der Hang zum Gigantischen schon wegen der politischen Konkurrenz offenbar unvermeidlich. Ob »Texas-Willy« Kressmann, legendärer Bürgermeister von Kreuzberg, einen Hubschrauberlandeplatz am Anhalter Bahnhof plante, Walter Ulbricht einen sozialistischen Turmbau an der Stelle des weggesprengten Schlosses verwirklichen wollte, ob es um ein »World Trade Center« am Lützowplatz, ein arabesk gestyltes Riesenkaufhaus (selbstverständlich auf Weltniveau) an der Friedrichstraße oder einen Autotunnel quer durch die Stadt vom Fasanenplatz bis zum Wedding ging: kein Projekt schien gewagt und teuer genug, als daß es in dieser Stadt nicht umgesetzt werden könnte.