Am 20. März 1995 wurde auf dem August-Bebel-Platz in Berlin der Öffentlichkeit ein Denkmal übergeben, das an den Tag der Bücherverbrennung - den 10. Mai 1933 - erinnert: eine leere, in die Erde eingelassene, nur von einer Glasplatte abgedeckte Bibliothek. Leise und unscheinbar gemahnt sie an die Schrecken der Vernichtung. Weiße Regalflächen, gleichmäßig beleuchtet, sind nur einzusehen, wenn man am Rande oder direkt auf der Platte steht. Die Passanten hinterlassen auf der Scheibe so viele Spuren, daß sie regelmäßig ausgewechselt werden muß. Kaum ein anderes Denkmal, das sich mit den Vernichtungsaktionen Nazideutschlands beschäftigt, hat seit seiner Übergabe einhellig weltweit so viel Lob, so enthusiastische Reaktionen ausgelöst. Gerade die Zurückhaltung des Künstlers, die schweigsame Intensität der kleinen Dimension darf auch als Polemik gegen die »Giganten des Erinnerns«, die »Pathetiker des Trauerns« gelesen werden.