Sörgel versteht Architektur als autonome Kunst. Er verlangt vom Architekten ein undogmatisches, aufs Ganze zielende Verständnis seines Metiers. Herman Sörgels »Architektur-Ästhetik« ist eine der letzten systematischen Architekturtheorien. Mit dem Ziel, Architektur als Kunst im Ganzen zu erklären, legt er eine Synthese der kunstphilosophischen und -psychologischen Diskussionen seit der Mitte des 19. Jahrhunderts vor und liefert eine erkenntnistheoretische Begründung allgemeiner Gestaltungsprinzipien und Wesensmerkmale der Architektur. Seine Ausführungen zur Phänomenologie der Architektur sind auch für den heutigen Architekturdiskurs aktuell: Die architektonischen Formen werden nicht in ihrer realen Existenz, sondern als ästhetisches Phänomen begriffen und in ihren komplexen Wirkungen auf Benutzer und Betrachter analysiert.