In Paestum, einer der nördlichsten griechischen Kolonien in Unteritalien, wurden seit den 60er Jahren des 20. Jh. über hundert ausgemalte Gräber der Klassischen Zeit des Altertums entdeckt. Sie zeigen Szenen aus dem Leben der ritterlichen Gesellschaft der Lukaner, die im 4. Jahrhundert v. Chr. die Herrschaft in der Hafenstadt übernahmen. Die mit sicherem Strich rasch skizzierten Bilder deuten darauf hin, dass die Gräber innerhalb kurzer Zeit nach dem Tod des darin Bestatteten ausgemalt wurden. Die Malereien sind von hinreißender Schönheit und auch historisch-soziologisch äußerst interessant. Die Szenen stellen heimkehrende Männer zu Pferde dar und Frauen, die sie mit einem Willkommenstrunk begrüßen. Sie zeigen Aufbahrungen, die von Klagefrauen, Musikanten und Opferszenen umgeben sind, und Leichenspiele. Genrehafte Szenen, Fabeltiere und mythische Wesen sind ebenso vertreten wie die Jagd auf Hirsche und Panther. Der Hahn als Zeichen der Fruchtbarkeit und Granatäpfel als Symbole ewigen Weiterlebens geben Einblick in die Vorstellungswelten der Lukaner. Die Anziehungskraft der Tempellandschaft von Paestum bringen dem Leser neben den berühmten Veduten von Giovanni Battista Piranesi aus dem Jahr 1778 auch zahlreiche Ölgemälde, Zeichnungen und Traktatillustrationen namhafter Künstler des 18. und 19. Jh. sowie eindrucksvolle Tempelmodelle aus Kork nahe.