Ludwig von Gleichen-Rußwurm gehört zu den Pionieren einer fortschrittlichen Malerei in Deutschland. Um 1900 würdigte ihn der einflussreiche Kunstkritiker Julius Meier-Graefe als denjenigen Künstler, der als erster den französischen Impressionismus in die deutsche Malerei eingeführt hat. Gleichen-Rußwurms Werk erzählt von der europäischen Welt Ende des 19. Jahrhunderts und zeigt in stimmungsvollen Landschaften eine Natur, die sich noch im Einklang mit dem Menschen befindet. Diese Bilder zeichnen sich durch den besonderen Blick eines Grenzgängers aus, der sich als Vertreter eines alten Adelsgeschlechts und als Enkel Friedrich Schillers zwischen verschiedenen Zeiten und Kulturen bewegte. Als Künstler war er jedoch eindeutig modern und wurde von führenden Museumsdirektoren geschätzt. Noch kurz vor Gleichen-Rußwurms Tod im Jahr 1901 zeigte Paul Cassirer in seiner Berliner Galerie eine umfangreiche und vielbeachtete Retrospektive. In den folgenden Jahren, in denen sich der Impressionismus in Deutschland durchsetzte, geriet der Künstler jedoch zunehmend in Vergessenheit. In diesem Katalog gelingt es erstmalig, anhand der Hauptwerke einen repräsentativen Überblick über die Entwicklung des Künstlers zu geben. Vor dem Hintergrund einer aktuellen Neubewertung des deutschen Impressionismus werden die eigenständigen künstlerischen Leistungen Gleichen-Rußwurms als herausragender Maler, Zeichner und Druckgraphiker wiederentdeckt und aus unterschiedlichen Blickwinkeln vorgestellt.