Mit diesem Leckerbissen für Literaten kann Erich Kästner in seiner ganzen sprachlichen Brillanz kennengelernt werden, denn »Erich Kästner hatte nicht mehr und nicht weniger zu bieten als Grazie und Esprit, Humor und Vernunft und gehört mittlerweile zu den Klassikern der deutschen Literatur des vergangenen Jahrhunderts« (Marcel Reich-Ranicki). »Herz auf Taille«, Erich Kästners erstes Buch, erschienen 1928, brachte ihm Erfolg und Anerkennung. Kunstvoll fügte er aus einer großen Anzahl eigener Verse, die bereits in Zeitungen erschienen waren, neunundvierzig Gedichte zu einem Mosaik gesellschaftlicher Stimmungen zusammen. So entstand eine eigenwillige, thematisch reichhaltige Komposition, bei der lyrische und groteske, ernste und heitere, realistische und fiktive Texte nebeneinanderstehen. Nur ein Jahr nach dem großen Erfolg stellte der Autor 1929 seinen zweiten Gedichtband mit dem Titel »Lärm im Spiegel« zusammen, der in der thematischen Grundhaltung quasi als Fortsetzung gelten darf. Vorrangig attackiert Erich Kästner die Kriegstreiber und -hetzer, die Heuchler und Spießer in der Gesellschaft. Seine Sympathie gehört noch immer dem Mitmenschen, der am Spiel der Macht nicht beteiligt ist, sondern vielmehr unter ihr zu leiden hat. Seiner aufklärerischen Absicht entsprechend, sieht er im Schriftsteller einen Zeitzeugen, dem es obliegt, das Bewusstsein der Zeitgenossen zu sensibilisieren. Und nicht zuletzt hat Marcel Reich-Ranicki seine persönlichen 121 Kästner-Favoriten in einem Band zusammengestellt. Die persönliche Auswahl enthält neben bekannten auch unbekanntere Gedichte des »Sängers der kleinen Leute und Dichters der kleinen Freiheit«, wie Reich-Ranicki Erich Kästner charakterisierte.