Die Aktdarstellung erfährt im 15. und 16. Jahrhundert zunächst in Florenz, dann in Rom und später in ganz Europa eine derartig rasante Verbreitung, dass die Geburt der Renaissance durch die Wiederkehr des antiken Aktes bewirkt zu sein scheint. Kunsthistoriker, Archäologen, Romanisten und Germanisten fragen nach den Ursachen für dieses neuartige Interesse am Akt im plastischen Medium. Mit seinen 18 thematisch weitgefächerten Beiträgen bietet der reich bebilderte Band ein breites Spektrum von Aktfiguren: Es umfasst erotische wie akademische Werke in profanen wie sakralen Räumen, mit privater oder öffentlicher Funktion. Primäres Movens war das Schaffen von Aktfiguren nicht nur für Donatello, Verrocchio, Michelangelo, Bandinelli und Cellini, sondern auch für nordalpine Künstler wie Conrad Meit, Giambologna oder Adriaen de Vries, deren Werke zum bedeutendsten Kulturgut zählen, das Europa hervorgebracht hat. Berücksichtigung finden auch Künstler wie Dürer und Rubens, die im zweidimensionalen Medium der Malerei und Grafik wie Bildhauer arbeiteten. »Sklavisches Kopistentum der Antike hat es in der Renaissance kaum gegeben. Das ist die Transformation der Antike - kopieren, variieren, verfeinern.« (Nicole Hegener)