Das Museum August Kestner in Hannover besitzt 40 Stück der trotz ca. 80.000 erhaltenen Exemplaren wenig beachteten Gattung byzantinischer Bleisiegel, vier aus eigenen Beständen, 36 als Dauerleihgabe der Sammlerin Marie Luise Zarnitz. Der Katalog präsentiert diese detailliert und gibt so einen zeitlichen Querschnitt über 600 Jahre (7.-13. Jh.). Im Gegensatz zu Münzen spiegeln die Bleisiegel nicht nur Kaisergeschichte und Herrschaftsgeschichte, sondern die Gesellschaft überhaupt mit Männern, Frauen, Beamten, Militärs, Geistlichen und ganzen Familien. Auf die Darstellung des weiten Wegs von Byzanz über Konstantinopel bis nach Istanbul folgen Bemerkungen zum Siegelwesen allgemein sowie zu Begriff, Art und Material von Siegeln, die in Byzanz vor allem »sphragis« hießen und meist rund waren. Generell kommen als Siegelgerät Rollsiegel, Typar, Petschaft, Stempel, Zange, Ring etc. vor, als Siegelmaterial Ton, Blei, Gold, Silber, Wachs, später auch Lack, Papier und Oblaten, als Siegelträger Urkunden, Waren und sogar Lebewesen. Wichtige Gattungen von Bleisiegeln sind z.B. Kaisersiegel und Beamtensiegel, Darstellungen der Gottesmutter, Christi und Heiliger sowie Monogrammsiegel.