Im Venedig der Renaissance gab es mehr Klöster als sonst irgendwo auf der Welt, zeitweilig mehr als 50 Nonnenklöster mit über 3000 Schwestern. Diese jungfräulichen Kolonien sollten Bastionen der Keuschheit und des Gebets sein, ein Gegengewicht zur sonstigen Weltlichkeit der Republik. Doch viele der Bewohnerinnen hatten nicht aus religiöser Überzeugung dem weltlichen Leben entsagt: die strikte Heiratspolitik des venezianischen Adels hatte eine Vielzahl »überzähliger« Töchter hervorgebracht, denen ein Leben in Armut, Keuschheit und Gehorsam aufgezwungen wurde, streng bewacht von den Sittenwächtern der Gegenreformation. Mary Laven läßt in ihrem preisgekrönten Buch diese bedeutende Epoche mit ihren zahlreichen Widersprüchen in Augenzeugenberichten lebendig werden. Eine großartige, weit über die Klostermauern hinausreichende Schilderung einer faszinierenden Epoche. Man erfährt von Partys und schmückendem Tand in den Zellen der Nonnen, aber genauso auch von dem Druck der Kirchenoberen (natürlich alles Männer), die die Frauen zum Leben in Armut und Keuschheit zwingen wollten.