Als Pikbube die Herzdame stach: Frau Pfarrer und die Sittenpolizei mochten das brisante Eroticon für ein anständiges Kartenspiel halten - sie ahnten nicht, daß die in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts erzeugten Spielblätter mit ihren anmutigen und theatralisch kostümierten Adelsfiguren, genüßlich im Kerzenschein betrachtet, eine französisch inspirierte, frivol kolorierte, erregend obszöne »cronique scandaleuse« offenbarten, daß also unter gebauschten Glockenröcken, Staatsroben und strammen Husarenuniformen Amor seine Hand im Spiel hatte. In der vierhundertjährigen Geschichte der Spielkarten ist es ohne Beispiel, wie verdeckt diese die heimlichen Wünsche der Stecher und ihrer Kundschaft mit ihren ans Licht gebrachten pikanten Ergänzungen von versteckten Bildern enthüllen: das aufwühlende Treiben auf Betten und Ottomanen, auf Stuhl und Tisch und anderswo.